Dolmetschen und Übersetzen bei Film und Fernsehen
Filmuntertitelung Für die Filmuntertitelung sollte der Übersetzer viel Dokumentationsmaterial und die Dialogliste in Originalversion anfordern sowie Hintergrundinfos verlangen, um sich in den Film einfühlen und hineindenken zu können. Für diese Übersetzertätigkeit im Sinne einer künstlerischen Filmarbeit ist es wichtig, den Regisseur kennenzulernen und nach seinen Absichten zu befragen. Kreativität ist bei dieser Arbeit von großem Vorteil, u.a. bei der Übersetzung von Wortspielen. Auch Straffung, die meist Mehrarbeit bedeutet, wirkt sich in der Regel positiv aus. Der Übersetzer sollte gute technische Anlagen benutzen, z.B. ein Videogerät mit Einzelbildvorlauf, sein Fingersystem verbessern… Dolmetschen von Publikumsgesprächen Bei Koproduktionsgesprächen oder als Begleiter in Publikumsgesprächen bei Filmvorführungen versetzt sich der Dolmetscher in die Lage des Schauspielers und ermöglicht ihm die Verständigung mit seinem Umfeld. Während des Gesprächs übersetzt er die Fragen für den Gast simultan (Flüsterdolmetschen) und die Antworten für das Publikum konsekutiv. Bei Meinungsäußerungen des Publikums fungiert er oft auch als Moderator, wobei es sehr schwierig ist, die Moderation mit dem Dolmetschen zu verbinden. Im Kino fungiert der Dolmetscher in gewisser Weise als Gastgeber. Er sollte kulturell bedingte Infos geben können und auch Kenntnis von früheren Filmen des Regisseurs haben, um besser nachfragen zu können. Dolmetschen von Filmen im Kino Das Dolmetschen von Filmen im Kino betrifft Filme, von denen es keine Kopie gibt. Das können filmhistorische Werke, z.B. alte Filme in Kinematheken, sein, aber auch neue Filme, die noch keinen Verleih haben. Es handelt sich um ein Übersprechen von Filmen, das meist in einer Dolmetscherkabine erfolgt. Es wird nach dem Original übersetzt, möglichst nach dem Drehbuch und nicht nach fremden Untertiteln, wenn der Film schon einmal untertitelt worden ist. Nuancen werden nicht übersetzt; der Text wird auf das Wesentliche reduziert — mit gutem Sprachniveau. Auch beim Musical wird nur das Wesentliche wiedergegeben, der Text muss nicht in Reime gepresst werden. Eingesprochener Film, das heißt im Wesentlichen: gesprochener Untertitel. Der Text wird nicht mit tonloser und unbeteiligter Stimme gelesen. Der Schauspieler wird auch nicht imitiert, die Übersetzung nicht übertrieben. Da der Dolmetscher es meist mit hohem Tempo und vielen Sprechern zu tun hat, sollte er auch den Mut haben, etwas unübersetzt zu lassen. Gute Techniken für diese Art des Dolmetschens kann man durch Sprechausbildung fördern. Auch Schauspielunterricht ist empfehlenswert, um den Text mitzudenken, sich damit zu identifizieren und zu verstehen, in welcher Situation sich der Schauspieler befindet. Dolmetschen am Dokumentarfilmset Das bedeutet Eintauchen in ein Thema durch gründliche Recherchearbeit. Der Dolmetscher ist Ansprechpartner für die zu interviewende/n Person/en, d.h. er muss Vertrauen zu den Interviewpartnern aufbauen. Zu den Nacharbeiten gehören seine Einbeziehung in die Schnittphase und die abschließenden Produktionsvorgänge. Die hohe Schule: Das Dolmetschen am Set Dieses Arbeitsfeld, das eine gute Kenntnis der Filmlexik und der Filmentstehungsgeschichte erfordert, ist zwischen reiner Dienstleistung und Regieassistenz einzuordnen. Der Dolmetscher hat dabei auch mit Bereichen wie Maske, Kostüm und Ausstattung zu tun. Er sollte sich für nichts zu schade sein, denn während der Dreharbeiten geht es oft chaotisch und ganz und gar nicht chronologisch zu. Der Dolmetscher ermöglicht dem Schauspieler, der sich in einer Stresssituation befindet und sich im Ausland möglicherweise unsicher und unwohl fühlt, in einem fremdsprachigen Umfeld zu arbeiten und seine Souveränität zu bewahren. Er bereitet ihn auf die Arbeitssituation vor und muss dabei auch auf Kleinigkeiten wie die sogenannten «small talks» achten. Er muss den Schauspieler an die Simultanübersetzung gewöhnen und Regieanweisungen möglichst antizipatorisch dolmetschen. Einen guten Dolmetscher zeichnet aus, dass er präsent ist, ohne dass man es merkt, d.h. indem er sich scheinbar überflüssig macht. Dreharbeiten verlangen oft viel Geduld. Deswegen hält der Dolmetscher ständig Rücksprache mit der Regie. Er muss auch die anderen Mitarbeiter im Team kennenlernen und wissen, mit wem er zu kommunizieren hat, um zu einer zeitsparenden Arbeitsorganisation beitragen zu können. Dafür besorgt er sich auch den Drehplan und die Arbeitsdisposition (wer, wann, wo). Aufgabe des Dolmetschers ist es auch, die Regie über den Schauspieler zu informieren, damit ein Gespräch möglich ist. Er befindet sich außerdem in der Rolle des Gastgebers, der die Hobbys und Wünsche des Schauspielers in Erfahrung bringt, um entsprechende Freizeitangebote vorschlagen und organisieren zu können. ZusammenfassungDie Arbeit des Dolmetschers im Bereich Film und Fernsehen ist nicht unbedingt Diplomübersetzern vorbehalten, so die Erfahrung von Caroline Elias, die ein anderes Studium abgeschlossen hat und zum großen Teil als freie Journalistin arbeitet. Medienerfahrung ist hilfreich. Die Praxis und damit die Erfahrung bleiben der wichtigste Teil der Arbeit. Der Aufbau eines Netzwerks von Ansprechpartnern in dem Bereich ist unabdingbar. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit als Dolmetscher bei Film und Fernsehen sind Neugier, die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen und sehr viel Geduld bei der Arbeit am Set. © 2001, 2002, Linguapolis, Germanopolis. All rights reserved. |
Dolmetschen und Uebersetzen bei Film und Fernsehen
30 августа, 2017 mrospr